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Gravel Reisen - Die Via Verde Santander-Mittelmeer

Für unser diesjähriges Gravelabenteuer haben wir uns den alten Bahnradweg Via Verde Santander-Mediterraneo von Santander nach Valencia ausgesucht. Die Länge der nie fertiggestellten Bahnstrecke sollte einmal 732 km betragen. Der Bau begann 1879, aber mit vielen technologischen Problemen wie zahlreichen Tunneln erreichte die Linie nie ihr geplantes Endziel Santander. Die teilweise fertiggestellte Bahn wurde ab 1966 stillgelegt und 1995 endgültig geschlossen. Jetzt für Radfahrer geöffnet, war sie ein perfektes Ziel zum Saisonende.

„Ein wahrer Traumtag auf dem Gravelbike mit schnellen 7 Stunden Fahrt, die am späten Abend endeten.“

Nach unserem Start am Hafen von Santander ging es gleich auf die erste Etappe, die auch gleichzeitig die Königsetappe von Santander nach Villacayo war. Es ging über die malerischen kantabrischen Berge. Fast 150 Kilometer und über 1.700 Höhenmeter bildeten den Auftakt zu unserem Gravelabenteuer. Das Highlight war der alte Tunnel de Engana, den wir über eine Pass-Straße umfahren mussten. Hier gab es surreale Landschaften, ab Pedrosa fuhren wir dann weiter auf dem geschotterten Bahnradweg durch einen riesigen Canyon. Ein wahrer Traumtag auf dem Gravelbike mit fast 7 Stunden Fahrzeit endete erst spät abends.

„Hoch über einem reißenden Fluss schoben wir unsere Bikes über einen schmalen Steg“

Unsere zweite Etappe führte uns von Villacayo nach Burgos. Nach der Übernachtung im Hotel Dona Jimena ging es direkt wieder auf dem Bahnradweg. Victor vom Hotel hatte viele Tipps parat und plante uns kurzfristig eine alternative Strecke. Fünfmal mussten wir wegen Bauarbeiten Brücken umfahren. Dann in einer sensationellen Schluchtstrecke kurzer Nervenkitzel: Hoch über einem reißenden Fluss haben wir die Räder über einen schmalen Steg geschoben. Vor Ona führte der Track über eine grandiose Strecke mit sagenhaften Felsenformationen. Danach ging es auf die kastilische Hochebene und wir hatten heftigen Gegenwind bei konstant 1-2 Prozent Steigung. Stundenlang haben wir niemanden getroffen und sind nach gut 5 Stunden in Burgos angekommen.

„Nach 55 Kilometern sehr grobem Schotter konnten wir uns wieder erholen – gute Arbeit, da fingen meine Hände an zu schmerzen“

Nachdem wir abends noch unseren spanischen Freund Alberto Luque, den Manager des "Camino del Cid" in Burgos getroffen hatten, ging es auf Etappe 3. In Burgos fuhren wir direkt auf den Bahnradweg, erst ein Stück asphaltiert, danach geschottert durch einen Tunnel. Ab Kilometer 30 begann dann sehr grober Schotter. Nach 55 Kilometer wieder ein Stückchen Asphalt zum Entspannen, die Hände begannen langsam zu schmerzen. Die letzten Kilometer vor San Leonardo de Yagül führte der Track wieder auf einer Traumstrecke durch Pinienwälder.

In San Leonardo de Yagül am Start am nächsten Tag auf über 1.000 Meter waren es nur 10 Grad am Morgen. In den Wäldern gibt es noch Wölfe, was uns nicht besonders motivierte. Kurz hinter dem alten Bahnhof von San Leonardo de Yagül dann die Stelle, an der 1965 Teile vom Hollywood-Film "Dr. Schiwago" gedreht wurden. Die Bahnstrecke führte durch endlos erscheinende Pinienwälder und waren menschenleer. Nach gut 60 Kilometern Gravelpiste sind wir dann in Soria angekommen.

„Das Highlight der heutigen Fahrt war eine 2000 Jahre alte Römerbrücke.“

Nachdem wir am Vorabend die Prozession in Calatayud gesehen hatten, ging es kurz nach der Stadt auf den Via Verde Santander-Mediterraneo. Danach folgte ein Stück Asphalt, bevor es vor Daroca wieder auf den Bahnradweg ging. Dieser war unverhofft von hier bis kurz nach El Poyo del Cid befahrbar. Highlight war eine alte 2000 Jahre alte Römerbrücke. Das letzte Stück der fast 90 Kilometer langen Etappe führte auf schnellen Pisten neben der Eisenbahnlinie bis nach Monreal del Campo.

Das Stück von Monreal de Campo nach Teruel mit knapp 100 Kilometern bescherte uns wieder einen traumhaften Graveltag. Zu Beginn ging es hoch zur Windmühle bei Ojos Negros, dann zur alten Mine Ojos Negros auf 1.235 Meter. Der Bahnradweg Via Verde Ojos Negros ist jetzt schon mit kurzen Unterbrechungen ab hier fast bis an das Meer ausgebaut. Wir fahren durch eine menschenleere Landschaft mit spektakulären Felsen und tollen Ausblicken. Nach einer kurzen Pause in Cella ging es weiter bis nach Teruel. Die ganze Szenerie erinnerte stark an den Südwesten der USA.

Am vorletzten Tag fuhren wir von Teruel nach Segorbe auf unserem Lieblingsbahnradweg, dem VV. Ojos Negros. Wir durchquerten eine menschenleere Wildwest-Landschaft mit Felsen, Brücken und vielen Tunnels. Natürlich auch wieder mit Gegenwind und der heißen spanischen Sonne. Teilweise ist die Landschaft von den Waldbränden im letzten Sommer verkohlt.

„Nach fast 900 Kilometern – größtenteils auf gravel – sind wir in Valencia angekommen.“

Unsere letzte Etappe führt von Segorbe nach Valencia mit knapp 70 Kilometern. Doch bevor es zur Tour d'Honneur ging, haben wir uns das Stiertreiben angeschaut und sind unbeabsichtigt auch in der Arena gewesen. Beim Cafestop in Pucol haben wir noch den Besitzer des Grand Cafés, den ehemaligen spanischen Radprofi José Ramon Lopez Montoro getroffen. Nach fast 900 Kilometern - meist auf Schotter – sind wir in Valencia eingetroffen. Die Reifen waren auch fertig, haben aber durchgehalten ohne eine einzige Panne. Unsere Reise auf dem VV. Santander-Mediterraneo ist zweifelsfrei ein tolles Gravelabenteurer gewesen, das in Europa wohl einmalig ist. Einsame Gravelpisten, kleine spanische Dörfer und eine Landschaft, die an den Süden der USA erinnert, wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. 

Wer der Route von Timo & Mandy folgen möchte, findet sie hier:

Text und Bilder von Timo Rokitta und Mandy Rodriguez

timo rokitta

Jedes Jahr, wenn seine Teilnahme an Gravel-Rennen und -Events sanft zu Ende geht, macht sich Timo Rokitta auf den Weg zu einem #Graveladventure zum Saisonende. Dieses Jahr reiste er nach Spanien, um eine 900 km lange Schotterüberquerung von Santander nach Valencia zu meistern.

Timo Rokitta

Timo is an über keen gravel rider based in Germany. He's ridden all over Europe and mixes competing in long distance gravel and bikepacking events, with social gravel rides. He's an event organiser and can be seen riding on either a Moots, an OPEN UP, an Allied Able or a 1970s folding bike converted for gravel use!