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Gravel Inspiration - Ein Messer zu einer Schießerei mitbringen

Timo Rokitta verbringt einen Großteil seiner Zeit an Bord eines Gravel-Bikes, sei es beim Training, beim Bikepacking, bei der Teilnahme an Gravel-Rennen oder bei der Organisation seiner eigenen Gravel-Events. Als er sich also entschied, an der örtlichen Offroad-Veranstaltung teilzunehmen, um seine Saison mit einem Höhepunkt abzuschließen, war es keine Überraschung, dass er sich dafür entschied, die Veranstaltung auf einem Schotterrad zu fahren. Die Tatsache, dass sich die Veranstaltung direkt an Mountainbiker richtete, schien seinen Wunsch zur Teilnahme nur noch verstärkt zu haben. Lesen Sie weiter, um herauszufinden, wie es ihm ergangen ist.

Bild mit freundlicher Genehmigung von of @sportograf

Der Wasgau Mountainbike-Marathon in Lemberg ist das älteste Offroad-Langstreckenevent in Deutschland. Seit 1993 bieten die Veranstalter dabei jedes Jahr den Teilnehmern eine neue Strecke an. Viele Stars aus der Mountainbike-Szene wie Sabine Spitz, Olympiasiegerin, zweifache Weltmeisterin, vierfache Europameisterin und 20-fache Deutsche Meisterin und Mike Kluge, mehrfacher Deutscher Meister und Weltmeister im Cyclocross und 1990 Gesamtsieger beim Mountainbike-Weltcup genossen schon die Trails im Pfälzerwald.  

Bild mit freundlicher Genehmigung von @sportograf

Über 1.000 Teilnehmer, die jedes Jahr im Oktober zum Wasgau Mountainbike-Marathon pilgern, sprechen eine eindeutige Sprache. Die liebevoll „Wasi“ genannte Veranstaltung ist im 30. Jahr seines Bestehens somit heute mehr als ein Geheimtipp für den Saisonabschluss für Offroad-Biker. Der „Wasi“ hat in der Mountainbike-Szene den allerbesten Ruf und wird in einem Atemzug mit den ganz Großen Veranstaltungen wie dem "Ultrabike" im Schwarzwald oder dem "Dolomiti Superbike" in Südtirol genannt. Bei der Veranstaltung wird dabei keinen Wert auf eine Zeitnahme gelegt, der Spaß an der Strecke und der Landschaft stehen hier eindeutig im Vordergrund.  

Als Saisonabschluss habe ich mir den bewusst „Wasi“ ausgesucht. Jedoch nicht als Teilnehmer auf einem Mountainbike wie hier üblich, sondern mit einem Gravelbike. Ich habe dazu grobe Stollentreifen in der Größe 650b x 48, natürlich tubeless montiert. So stehe ich dann motiviert um Punkt 9 Uhr am Start, und bin gespannt, wie mein Experiment ausgeht. 

Mit dem Gravelbike bin ich auf den ersten flachen Kilometern nach dem Start sehr schnell unterwegs. Erst als der Untergrund etwas holpriger wird und die Strecke steiler, schließen einige Cracks auf ihren Mountainbikes zu mir auf. In einer Kurve verpasse ich die Abzweigung und fahre einen Kilometer hinunter ins Tal. Nachdem ich meinen Fehler bemerkt habe, geht es für mich wieder steil berghoch auf den Track. Ich bin nun fast am Ende des Fahrerfeldes und überhole ab hier immer wieder Teilnehmer. An einem Steilstück mit über 20 % komme ich nur mit Mühe hoch – hier fordert meine recht ungünstige Übersetzung mit 40 Zähnen vorne und 42 Zähnen hinten ihren Tribut. 

Nach ca. 20 Kilometern kommt die erste Versorgungsstation. Da ich bis hierher schon einige Körner verbrannt habe, kann ich mich hier am reichhaltigen Angebot mit Müsli Riegeln, Kuchen und verschiedenstem Obst wieder stärken. Gleich darauf geht es wieder Offroad traumhaft über einen flowigen Singletrail bergauf - einfach genial! 

Die gesamte Strecke ist nun ein ständiger Wechsel von schnellen Waldpisten, knackigen Anstiegen und engen Singletrails. Nur dreimal muss ich kurz aus dem Sattel, weil ich mich nicht traue eine steile steinerne Treppe hinunterzufahren oder über einen hohen Absatz zu springen. 

Bild mit freundlicher Genehmigung von @sportograf

Die entspannte Atmosphäre beim Fahren lädt auch immer wieder dazu ein, einfach auch mal mit dem Nebenmann ein bisschen zu plaudern und zusammen die großartige Natur zu genießen. Kurz vor dem Ziel gibt es eine letzte “Tankstelle” für die jetzt meistens entkräfteten Teilnehmer. Hier wird ein alkoholfreier isotonischer Hopfenblütentee (besser bekannt als Weizenbier) ausgeschenkt.

Bild mit freundlicher Genehmigung von @sportograf

Nach hundert Kilometern und knapp 2.500 Höhenmetern spüre ich, als ich über die Ziellinie fahre die Anstrengung schon etwas in den Beinen. Insgesamt muss ich sagen, dass ich an diesem Tag sehr viel Spaß auf dem Gravelbike im Gelände hatte. Neben der grandiosen Strecke und den fordernden Abschnitten, konnte ich dazu auch die Gegend im sogenannten „Wasgau“ genießen. Doch wie schreibt der Veranstalter so treffend auf seiner Homepage: „Die Landschaft ist der Star“ – ich komme wieder!

Tipps für Gravelbiker, die an einem MTB-Marathon teilnehmen wollen: 

  • Montiere grobstollige Reifen, am besten 650b und mindestens 48 mm breit
  • Passe die Übersetzung dementsprechend an: vorne 38 Z. / hinten 42 Z. oder mehr 
  • Senke den Luftdruck ab - soweit es geht, Beispiel Fahrer 70 kg: vorne 1,6 bar / hinten 1,8 bar
  • Fahre vorsichtig auf den Singeltrails, lieber kurz schieben als stürzen oder sich überschlagen
  • Fahre auf den Trails mit den Händen oben auf den Hoods [damit Sie die Bremsen jederzeit abgedeckt haben]

 

Wenn Sie mehr über die Veranstaltung erfahren möchten, besuchen Sie deren Website

 

Alle Bilder @timorokitta mit Ausnahme der Quellenangaben

Timo Rokitta

Timo is an über keen gravel rider based in Germany. He's ridden all over Europe and mixes competing in long distance gravel and bikepacking events, with social gravel rides. He's an event organiser and can be seen riding on either a Moots, an OPEN UP, an Allied Able or a 1970s folding bike converted for gravel use!

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